Juli 1981, Liverpool, England. Es ist die Blütezeit des Post-Punk in Großbritannien, wie ihn The Cure, Joy Division und Siouxsie and the Banshees verkörpern. Und der Siedepunkt der größten Ausschreitungen, die eine britische Stadt je erlebt hat. Die einst blühende, fast millionenstarke Handelsstadt am Mersey River ist auf fast die Hälfte ihrer Einwohner geschrumpft. In der Geburtsstadt der Beatles haben die brutale Wirtschaftspolitik Thatchers, Polizeigewalt und systemischer Rassismus den Stadtteil Toxteth in ein Krisengebiet verwandelt. Und so treffen in jenem Monat ein flammendes Konzert des berühmten Sängers Iggy Pop auf brennende Häuser bei den größten Unruhen im UK der Nachkriegszeit.
Es ist eine gefährliche und doch aufregende Zeit – und genau da und dort erblickten Gerry Culligans Band The Bamboo Fringe das Licht der Welt. Eine Mersey-Beat-Band: Der geradlinige, rockige und zugleich hochmelodische Sound, den die frühen Beatles und viele andere in die weite Welt trugen, lebt in Gerry Culligans Band weiter. Der begabte Saxophonist, Sänger und Entertainer hat zunächst sein Handwerk beim virtuosen Saxophonisten Albie Donnelly gelernt – dem Albie Donnelly, dessen Band Supercharge von keinem Geringeren als B.B. King als “Europas beste Rhythm-’n’-Blues-Band” bezeichnet wurde. Nun schart er einige der besten Musiker seiner Heimatstadt um sich: Unter ihnen Howie Minns, Top-Drummer und bis heute dabei, und Steve Torch an der Gitarre, der später bei vielen Welthits des Pop (u.a. Enrique Iglesias, Cher, Kylie Minogue) federführend mitwirkt. Zusammen spielen sie Mitte der 80er das Album „The Life and Times of the Bamboo Fringe“ ein, und Culligan gastiert auf vielen Alben und Singles der lokalen Szene mit seinem Spiel: Er wirkt bei den Cherry Boys, Exhibit B und Linda Wright auf Alben und Singles mit, um nur einige zu nennen.
Fast Forward ins Jahr 2016 – Liverpool, im Winter: Noch immer gehen Gerry Culligan und seine Truppe mit frischer Energie ans Werk, verbinden einen straighten Beat mit mitsingtauglichen Refrains, Doo-Wop-Vokalharmonien mit virtuosem und doch immer melodischem Saxophonspiel. Lieblich und zugleich treibend. Es ist eine Mischung, die begeistert und uns in ihren Bann zieht, mit Culligan als dem idealen Entertainer und Frontmann.
Und so entsteht das Album “Guardian Angel”, aufgenommen in den Liverpooler Hound Dog Studios unter der Regie von Allan J Crookes, der schon auf früheren Alben als Bassist mitgewirkt hat. Unter der Mitwirkung von Howie Minns, Keith Gunson am Bass, John McLoughlin und Andy Griffin an den Gitarren. Die Genannten sind lokale Szenegrößen: Minns war bereits zusammen mit Gunson bei den Cherry Boys und zudem bei Exhibit B in der Band. Ein starker Szenebezug und Lokalkolorit, der zu einer sehr authentischen und frischen musikalischen Darbietung beiträgt. Das Resultat: zugleich vintage, taufrisch und zeitlos. Und, last but not least, ist Albie Donelly wieder als Gast auf einem Track mit seinem Baritonsax vertreten.
2021 ist es dann endlich wieder so weit: Es gibt neues von Gerry Culligan und The Bamboo Fringe: „Cowboys in the country„, ein relaxter Feel-Good-Song mit angenehmer Melodie ist der erste Vorbote des im Herbst erscheinenden Doppel-Vinyl-Album „Taper all the madness„