Nach dem großen Erfolg ihrer ersten „Female Voices“–Compilation führt 7us die Serie jetzt mit einem weiteren weiblichen Vokal-Sampler fort: „Best of Female Voices – Jazz ´n´ Pop“, so der Titel, vereint 22 swingende Hörhighlights des Labels 7Jazz. Unter dem Motto „Qualität statt Konformität“ zeigen 14 stimmstarke Vokalistinnen aus ganz Europa ihre überragenden Skills – von Ost-Jazzerin Uschi Brüning bis zur Mannheimer Samtstimme Silke Hauck, von der griechischen Stimmgöttin Vicky Lampidi über Ian Andersons französischer Entdeckung Saori Jo bis zur ukrainischen Gitarrenqueen NADiA Kossinskaja.
„Finest Adult Contemporary“ könnte man die ebenso spannende wie wohlklingende Entdeckungsreise überschreiben und sie führt in viele Bereiche stimmlichen Ausdrucks – und noch mehr Länder: Aus Polens pulsierender Jazzscene stammt Lilianna Wisocky, die, ebenso attraktiv wie stimmstark, inzwischen in Hamburg lebt und zu den großen ihres Fachs gehört: Auf „How Long“ und „Wishes out to Sea“ aus ihrem mehrfach ausgezeichneten Jazz-Album räkelt sich ihre Stimme souverän durch zwei starke Popjazztracks.
Und, welch freudige Überraschung: Uschi Brüning, des Ostens Antwort auf Ella Fitzgerald (Jazzpodium) und just mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet, hat ein neues Klangwerk am Start. Auf „Regenbogen“, einem Song, den ihr langjähriger Kollege Eberhard Klunker geschrieben hat, zeigt Uschi Brüning die subtile Souveränität ihrer Phrasierungsstärke.
Kein geringerer als US-Legende Bobby McFerrin stand Pate, als Vlady Vitaly, in St. Petersburg ausgebildet und heute in Stuttgart lebend, spektakulär ins Musicbiz jettete: Der US-Star jammte mit ihr coram publico in Zürich- und 2000 Menschen hob es begeistert aus ihren Sitzen. Sieben Songs hat sie inzwischen veröffentlicht, zwei ihrer besten, die es allesamt auf eine Nummer 1 in den Amazon-Jazz-Charts schafften, sind auf diesem Samper zu hören: Mit „Courage“ und „Me, The Wayfairer“ wurde sie gleich vierfach beim Deutschen Rock- und Pop-Preis 2024 ausgezeichnet.
Ian Anderson indes war es, der die Straßburger Singer Songwriterin Saori Jo spektakulär ins Showbiz hievte: Ihre selbstgeschriebenen Songs „I´m willing“ und „Love Is Just Another Word“ belegen eindrucksvoll warum der legendäre Jethro Tull–Chef sie nicht nur förderte, sondern auch gleich bei 90 Auftritten als Supportact auftreten ließ. Zitat: „She is is simply one of the best Singers in Jazz and Rock“.
Zwei wahrlich außergewöhnliche Frauen-Stimmen schickt der ebenso introvertierte wie produktive Deutsch-Chilenische Produzent RGT alias Rodolfo Guzman Tenore ins Rennen: Während Vicky Lampidi, in ihrer griechischen Heimat als Antwort auf Amy Winehouse gefeiert, mit dem biegsamen „Blue Sea Bahama“, überzeugt, tut dies die Winnender Stimmschönheit Petra Rennings mit der wohl radiotauglichsten Nummer auf diesem Sampler: „Do What Lovers Do“. Beide Songs haben eines gemeinsam: Sie stammen aus der Feder RGT und wurden von ihm in seinem Stuttgarter Studio produziert.
Nicht fehlen darf, wenn es um das Thema „Voice meets Glamour“ geht, sie: Esther Filly, extrovertierte hanseatische Powerfrau, ist mit gleich zwei Tracks zu hören – einer wahrlich ausdrucksstarken Version von „Slave To The Rhythm“ und dem ebenso lebensbejahenden wie schrägen „Freaky“, einen Track, den sie sich selbst auf die wohlklingenden Stimmbänder schrieb.
Mit zwei wahrlich berührend-verführenden Tracks überzeugt die oft als Deutsche Norah Jones beschriebene Mannheimer Samtstimme Silke Hauck: „Running Scared“ und „Leichte Liebe“ gehören beide zu den sicher besten Stücken auf diesem Album und zeugen von der Phrasierungsstärke dieser Ausnahme-Künstlerin, die sich im Grenzgebiet zwischen sanftem Soul und biegsamem Blues am wohlsten fühlt.
Eine Menge Mut zeigt Christina Jung, Frontfrau ihres eigenen Nürnberger Jazz-Quartetts Jungblut: Sie wagte sich an Michael Jacksons „The Way You Make Me Feel“ – und zauberte daraus eine wahrlich eigenständige, federleichte Jazz-Version. Auch mit ihrem zweiten Track, der Eigenkomposition „Sweet little Darlin´“ gelang ihr ein ebenso inspirierend wie swingendes Ausrufezeichen.
Mut kann man wahrlich auch ihr bescheinigen: Constance Heller. Die weltweit bekannte Interpretin, in allen relevanten Opernhäusern Europas frenetisch gefeiert, verließ ihre klassische Komfortzone, um sich für „Evening Of Love“ als Sängerin eines zeitlosen Poptracks zu versuchen. Was ihr, so jedenfalls die Reaktionen von Kritikern wie Fans, glänzend gelang. Der Song schaffte es sogar in diverse Radio- und Sales-Charts.
„Ob Schlager, Pop oder Jazz – Hauptsache die Qualität stimmt“, das ist die Devise von Iona Blum. Vor rund zehn Jahren als Jazzsängerin gestartet, feierte die multitalentierte Künstlerin im vorigen Jahr gleich mehrere Chartplatzierungen – als Komponistin im Schlagerbereich. Dass sie auch als Interpretin anspruchsvollerer Lieder zu überzeugen weiß, beweist sie hier: Sowohl „Herz aus Gold“ als auch „Verliebt ins Verliebt sein“ bestechen durch Charme, Stimme und viel Ausdrucksstärke!
Das souveräne Tänzeln zwischen Klassik und Pop, zwischen Rock und Jazz, zwischen Gitarrenspiel und Stimme beherrscht sie wie nur wenige: NADiA Kossinskaja, im ukrainischen Kiew geboren, seit Jahren in Tecklenburg lebend, gilt schlichtweg als „eine der wohl besten Gitarristinnen der Welt“ (Tony Emmanuel). 60 Länder bereiste sie bereits in Sachen Musik – ob Solo, als Gitarristin Sarah Brightmans, oder als Member der Grammy-Jury. Eine Platin–Platte (für Peter Maffays „Laut und leise“), zwei IMPALA–Awards und Dutzende Auszeichnungen als Gitarrenvirtuosin zeugen von ihrer künstlerischen Brillanz. So wie ihre zwei Songs auf diesem Album: Ihrer gelungenen Version von „Twist in My Sobriety“, dem ausdruckstarken Start-Tracks des Albums, und „Nacht am Meer“, einem erotischen Hörfilm erster Güte.
Last but not least dürfen auch sie nicht fehlen: Daniela Bellin, die als Sängerin der Ludwigsburger Band Sightwinder mit „Then You Look At Me“ mit einem swingenden Lovesong, für viel Gänsehaut-Stimmung, sorgt, während die expressiven stimmlichen Skills der Wienerin Chris Kisielewsky (a.k.a Leela Sky) auf „What I Wanna Do“ dazu führten, dass Top-Producer Christian Kolonovits sie für sein Label Homebase unter Vertrag nahm.
Fazit: Auch die „Jazz ´n´ Pop Edition“ der „Best Female Voices“ bietet für jeden Geschmack etwas – als reichhaltiges Füllhorn für all jene, die über den Tellerrand musikalischen Mainstreams spannende neue Stimmen entdecken wollen. Von der ersten bis zur letzten Minute ist auf diesem Album eines zu spüren: Die simple Lust am Musikmachen!
Sicher nicht jedem wird bei diesem 22-gängigen Klangmenü alles munden. Dennoch dürfte sich so mancher wundern, dessen Ohren nicht schon abgestumpft sind angesichts marktförmig angepasster Dutzendware made by Majors, warum viele dieser Sängerinnen nicht schon die internationalen Charts bevölkern.
Doch weil das Musicbiz nichts anderes ist als ein Spiegel der „normalen“ Welt, in der Markt- und damit Medienmacht oft mehr zählt als pure Qualität, bleibt das Gedeihen vieler großer Talente oft kleiner Kreativ-Zellen vorbehalten.
So wie bei 7Jazz, dem kleinen Label mit großem Anspruch:
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Reinhören und dem Entdecken starker Stimmen – viel Spaß bei „Best of Female Voices – Jazz`n´Pop“.