Er ist ein Unikum, eine Marke für sich: Heini Altbart, Schlagzeuger, Entertainer und Bestatter aus Wien. Seit 30 Jahren trommelt er für Stars jedes Genres. Für Jazzer wie seinem Entdecker Oscar Klein, Hubert Tubbs (Power of Tower) oder Max Greger Sen. Und Jun., ebenso wie einst für Easy-Listening-Legenden Gus Backus, Hugo Strasser, Bill Ramsey, Bibi Johns, Romano Mussolini, Hazy Osterwald oder the one and only Mister „Summertime“ Mungo Jerry. Seit dem 22. November ist das neue Album von Heini Altbart auf dem Markt – ein mutmachendes Meisterwerk mit zwölf eher besinnlichen Songs, die jeder kennt, allerdings kaum noch gehört werden, feinfühlig produziert, unaufdringlich groovend und positive Vibes vermittelnd. Von „Nobody Does it Better“ bis “Smile”, von „Close To You“ bis „A Whiter Shade Of Pale“, von „Moon River“ bis „High Noon“. Und natürlich das Oscar-prämierte “The Way We Were“. Auch aber beileibe nicht nur für Trauernde in schweren Stunden. Nein, auch in positiven Lagen kann man zu seiner Musik die Seele öffnen.
Heini Altbart ist Wiener und Sohn einer Stadt, wo die „schöne Leich’“ Tradition hat. Doch selbst hier wirbelt er jenen Staub auf, zu dem wir alle einmal werden. Einerseits mit wilden Schlagzeugsolos bei Star-Konzerten von Mungo Jerry über Max Greger bis zu den Original Bill Haley Comets. Und andererseits als Europas lebensfrohester Leichenbestatter, weit und breit. Unter dem Slogan „Ich bin der letzte, der Sie reinlegt“ führt Altbart ein Bestattungsunternehmen in dritter Generation, welches Jazzfans mit der Musik von Marching Bands im New-Orleans-Stil zur ewigen Ruhe bettet. Ein acht Meter langer, weißer Cadillac fährt den Sarg, während Heini Altbart beim Trauermarsch die Trommel rührt!
Altbart verlebte eine behütete Kindheit, auch wenn er hinter Grabsteinen Verstecken spielte. Mit fünf lernte er Klavier, aber schon ein Jahr später wünschte er sich ein Schlagzeug. Eine zweigleisige Musikausbildung folgte: einerseits die klassische auf einem musiktheoretischen Gymnasium im 3. Wiener Bezirk, wo schon Joe Zawinul die Schulbank drückte; andererseits das Trommeln zu Jazz und Pop, das ihm zur Herzenssache wurde. So hatte er schon mit 13 seinen ersten bezahlten Auftritt. Mit einem Freund zog er durch die Stadt und fragte in den Clubs: „Dürfen wir spielen?“ Einmal hat’s dann geklappt. Gage: 300 Schilling (ca. 20 Euro). Im „Nachtcafe“, Spielzeit bis drei in der Früh. Die Eltern fuhren sein Schlagzeug in den Club und holten es nachts wieder ab, weil sie, so Altbart, „stolz waren, dass ihr 13-jähriger Sohn all das auf die Reihe kriegt“. Aber er musste morgens wieder fit sein für die Schule.
So entwickelte sich der junge Heini Altbart zum Wanderer zwischen zwei Welten: der Welt der Bühne, der Shows, der Stars, und jener „bürgerlichen“, wenn auch etwas bizarren Welt des Unternehmers. „Ein künstlerischer Beruf“, wie er findet, den er vom Vater übernahm, nachdem er zunächst mit seiner Frau eine Musikagentur betrieben hatte. „Damals haben wir auch viele Hochzeiten organisiert, und heute eben Begräbnisse.“
1995 sah ihn Oscar Klein in einem Club mit einer Boogie-Woogie-Truppe. Der Trompeter zeigte sich von Altbarths Show- und Schlagzeugkünsten so angetan, dass er nur ihm seine Visitenkarte gab. Um ihn anschließend zu Festivals mitzunehmen, anderen Musikern vorzustellen.
Der Einstieg in eine internationale Karriere als Schlagzeuger. Wobei Altbart, der Gene Krupa oder Louis Bellson als Einflüsse nennt, neben seinen technischen Vorzügen auch die des Entertainers in den Vordergrund rückt. „Ich werde wohl zu zehn Prozent als Begleitmusiker engagiert und zu 90 Prozent wegen meiner Soli und der Unterhaltungsqualität.“ Auch Zeitungskritiker verzichten in ihren Rezensionen nie auf ausführliche Beschreibungen von Altbarth Soloeinlagen auf alles, was sich vor und neben der Bühne oder sogar im Foyer betrommeln lässt.
Wie gut und verlässlich Heini Altbart als Schlagzeuger den Swing halten und befeuern kann, lässt sich auf zahllosen Tonträgern überprüfen, darunter auch auf drei jüngst auf dem Label Groove Records wiederveröffentlichten CDs mit Oscar Klein. Woher er dafür das Lebensgefühl und den Humor nimmt, das ahnt auch, wer ihn als Bestatter erlebt. In einer Marching Parade, mit der kleinen Trommel vor dem Bauch und in Uniform. Oder beim Solo am Sarg. Oder wenn er den Musikerkollegen Kurt Hauenstein (Supermax) auf dessen Wunsch in Motorradkluft beerdigt, in Stiefeln und Leder, auf dem Wiener Zentralfriedhof, Kopf an Kopf mit Falco. Oder wenn er zur Beerdigung des Obdachlosen Burli den Sarg stiftet und die Trauerrede von einer Domina halten lässt. Wenn er auch diesen Job nicht als Beruf sieht, sondern als Berufung. Weil für Altbart der Tod keinen Schrecken hat, sondern sich nur ein Kreis schließt. Und weil er die Trauer ebenso als positive Energie versteht wie die Musik.