Die Musikwelt trauert. Am 11. Dezember verstarb einer der wohl außergewöhnlichsten Musikerpersönlichkeiten im Land: Gotthilf Fischer. Der legendäre Chorleiter, Komponist und Entertainer aus dem schwäbischen Weinstadt wurde 92 Jahre alt. „Die Winnender Musikfirma 7us Media Group und das Team seines Labels Herz7 verlieren einen wahrlich großen Künstler“, sagt Geschäftsführer Hans Derer, der 2011 auch ein Buch mit und über Fischer verfasste. Und fährt fort. „Gotthilf Fischer war nicht nur ein begnadeter Musiker und Chorleiter, sondern auch verlässlicher Freund. Wann immer er gebraucht wurde, war er da – mit Rat, Tat und meistens einem verschmitzten Lächeln“. Auch an der Gründung des Unternehmens 7us media Group 2007 hatte er großen Anteil.
Im Sommer 2019 wurde Gotthilf Fischer vom damaligen EU Kommisar Oettinger mit einen Impala Award in Gold für insgesamt 15 Millionen des Songs „Freude schöner Götterfunken“ ausgezeichnet. Die Verleihung eines weiteren Awards in Doppel-Silber für inzwischen 22,5 Miollionen war für den 17. Dezember 2020, dem Tauftage Beethovens, geplant.
Geboren am 11. Februar 1928 wurde er “Herr der singenden Heerscharen”, aber auch “Therapeut der wunden Seelen” genannt. Mit seinen Chören sorgte der begeisterte und begeisternde Dirigent und Komponist für die Verbreitung des deutschen Volkslieds in aller Welt: Ob im Petersdom in Rom, beim Fußballweltmeisterschafts-Finale 1974 in München oder vor Präsident Jimmy Carter in den USA – Gotthilf Fischer schafft es immer wieder, die Menschen zu begeistern. Millionen haben schon mit Deutschlands bekanntestem und beliebtesten Chorleiter gesungen.
„Die Stimme ist der verlängerte Arm der Seele“, sagt er. Und: „Wenn du nicht mehr weiter kannst – dann sing“, lautete sein Motto.
Denn selbst im hohen Alter zeigte er sich kein bisschen leise. Stilistische Grenzen kannte er dabei nicht. Gotthilf liebte das Volkslied ebenso wie die Klassik. Nur gut musste die Musik sein, dann war das Genre egal: So wie 2007, als er 1802 Gitarristen dirigierte, die „Smoke On The Water“ zum besten gaben – es folgte ein Eintrag ins „Guinnessbuch der Rekorde“. Oder 2008, als er mit der EM-Single „Ein Stern, der über Deutschland steht“ im Alter von 80 Jahren die Charts stürmte. Unvergessen natürlich auch sein Auftritt bei der Berliner Loveparade im Jahr 2000, oder sein Auftritt als (explodierender) Schlagzeuger im Musikvideo seines Freundes Heino – Gotthilf Fischer war für jeden Spaß zu haben und liebte die Herausforderung.
„Je unwahrscheinlicher die Aufgabe, desto größer ihr Reiz“, sagte er selber.
Über 16 Millionen Tonträger hat der Weinstädter Chorleiter verkauft, eine Zahl, die weitgehend bekannt ist; hinzu kommen jedoch – und dies ist bemerkenswert – eine weit siebenstellige Zahl an Streams und Downloads. 2017 wurde er für seine mehr als 70 Jahre währende Karriere mit einem Life-Time Award ausgezeichnet – eine bisher nie da gewesene Ehrung in der deutschen Musikbranche. 2019 folgte dann ein Goldener „Impala“ Award für mehr als 15 Millionen Streams und Downloads seiner Version von „Freude schöner Götterfunken“, dem am 18. Dezember, ein weiterer Silber Award folgen sollte – für insgesamt 22,5 Millionen Streams und Downloads.
Ein Auszug der weiteren Auszeichnungen, die Gotthilf Fischer im Laufe seiner illustren Karriere neben unzähligen Goldenen Schallplatten erhielt: „Hermann-Löns-Medaille“, „Krone der Volksmusik“, „Verdienstmedaille des Landes Baden Württemberg“ und nicht zu vergessen: Das „Bundesverdienstkreuz am Bande“ und das „Bundesverdienstkreuz 1. Klasse“.
Genau vor einem Jahr im Dezember 2019 wurde er im Rahmen einer Feierstunde in Stuttgart von Europa-Minister Guido Wolf als „Gesicht Europas 2019“ geehrt.
Seine letzte Single–Veröffentlichung kam am erst wenige Tage vor seinem Tode auf dem Markt: „Leise rieselt der Schnee“ erschien am 4. Dezember.
Ruhe in Frieden, Gotthilf Fischer!