Es gilt als eines der wichtigsten neuzeitlichen jiddischen Lieder: „Sog nischt kejnmol“, ein Kampfsong, dessen Text von Hirsch Glik im Zweiten Weltkrieg auf die Melodie eines russischen Marsches gedichtet wurde. Im Zweiten Weltkrieg war es die Hymne im Kampf gegen die Streitkräfte der deutschen Besatzer in Warschau und Litauen.
Als eine der weltweit meistgespielten und für viele besten Aufnahmen gilt – ausgerechnet – jene eines deutschen Liedermacher–Duos: Zupfgeigenhansel. 1979 für ihr mehrfach ausgezeichnetes Album „Jiddische Lieder“ aufgenommen, wurde es jetzt für die neue ZDF-Terra-X-History-Doku „Jüdischer Widerstand“ als Eröffnungslied erwählt. Die Ausstrahlung im TV ist für den Oktober geplant. Bereits jetzt – parallel zur Implementierung in die ZDF-Mediathek – hier klicken – entschloss sich das Winnender Label D7 die Aufnahme dieses historischen Tondokuments auch als Single in einer remasterten Version zu veröffentlichen.
Thomas Friz, 2023 verstorbener Zupfgeigenhansel-Sänger, war der jiddischen Sprache mächtig wie nur wenige im Land. Bei einem Medien-Gespräch im Jahre 2022 erinnerte er sich: „Als wir in den 80er–Jahren, auf Einladung des ,Ausschwitz-Komitees´ -beileibe nicht bei allen Willlkommen- vor vielen Holocaust-Überlebenden in Rotterdam auftraten, sorgte dieses Lied für besondere emotionale Momente“.
Das Lied geht auf den Vilniusser Dichter Hirsch Glik zurück. Die Stadt Vilnius (jiddisch Vilne) hatte vor der Shoah eine zu rund 40 % jüdische, jiddischsprachige Bevölkerung, die nach dem Einmarsch der Wehrmacht 1941 im Vilniusser Ghetto zusammengetrieben wurde. Als im April 1943 die Nationalsozialisten verstärkt Juden aus Vilnius abtransportierten, tauchte Hirsch Glik unter und schloß sich den Partisanen an. Glik schrieb den Text des Liedes Ende April 1943 unter dem Eindruck des Aufstandes im Warschauer Ghetto zur Melodie des russischen Marsches „Tereks Kosaken-Marschlied“ (Терская походная). Bald entwickelte es sich zur Hymne der jüdischen Partisanen der „Fareinikte Partisaner Organisatzije“ (FPO). Glik selbst jedoch fiel im Kampf gegen die deutschen Streitkräfte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Lied regelmäßig bei Veranstaltungen von Überlebenden aus dem Vilniusser Ghetto gesungen, wo es eine zentrale Rolle spielt. Aber auch darüber hinaus fand es starke Verbreitung. Es wurde in über 20 Sprachen übersetzt und gilt heute neben der „HaTikwa“ als das wichtigste neuzeitliche Lied des Judentums.
Erich Schmeckenbecher und Thomas Friz, besser bekannt als Zupfgeigenhansel waren es, die es ab 1979 in Deutschland bekanntmachten. Auf ihrem mehr als 250.000-mal abgesetzten Album „Jiddische Lieder“ und vielen Live-Auftritten gehörte es zu deren beliebtesten Werken. Später wurde es auch von anderen deutschen Bands interpretiert, unter anderem auch von den Toten Hosen im Jahre 2015.