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Eingängig, düster und druckvoll – moderner Folkmetal aus Hamburg.

Die fünf Hanseat:innen von Incantatem legen im Vergleich zu ihrem viel beachteten Erstlingswerk „Animus et Anima“ mit ihrem neuen Album „Katharsis“ nochmal eine Schippe drauf und reißen euch hinab in klanggewaltigen Fluten aus fetten Riffs, deutschen Lyriks und ohrwurmproduzierenden Celloparts.
Elf direkte, emotionale und z.T. autobiographische Tracks erwarten euch in schönem Design – abermals produziert in den legendären Chameleon Studios Hamburg von Chris „The Lord“ Harms (Lord of the Lost) und Benjamin Lawrenz:

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Katharsis“ leitet mit Synths, einer düsteren Spieluhrmelodie und choralem Gesang als Intro ins Album ein. Gitarren und ein differenziert ausproduzierter Bass leiten passend zum ersten Song „Seuche“ über, der mit einem Kopfnickerbeat, ultraknurrigem Basssound und Off-Beat Celloeinwürfen die Geschichte einer die Menschheit heimsuchenden Seuche erzählt – Dramatik und Panik kumulieren musikalisch im Refrain mit treibenden Doublebassparts und einer Celloline, die an Rimski-Korsakovs „Hummelflug“ erinnert.

Loreley“ ist eine vertonte Hommage an das gleichnamige Gedicht des vielgeliebten Dichters Heinrich Heine; ohrwurmträchtig wird die Legende der weiblichen Sagengestalt besungen, die sirenengleich Seemänner auf Reisen mit ihrem Singen in die Fluten stürzt.

Wer kennt sie nicht – die Blender dieser Welt? „Ein Diamant kann niemals scheinen, weil er Licht nur reflektiert“, singt Malte Storjohann im Titel „Diamant“ und rechnet mit all jenen ab, die vorgeben, jemand zu sein, der sie nicht sind. Erstmalig unterstützt das Cello als einziges Melodieinstrument der Band die Gitarre beim Riffing und sorgt für einen besonders kräftigen und harten Sound, ehe es beschwingt über Melodiepassagen ins Solo wechselt.

Für „Hof der Wunder“ haben sich die 5 Folkmetaller:innen niemand geringeren als Eric Fish (Frontmann von Subway to Sally) als gesanglichen Support geangelt. Ein antirassistischer Song, der in den Strophen in einem Reggaeton-Beat zum Tanzen einlädt und von einem fiktiven Ort erzählt, an dem alle Menschen – ungeachtet der Hautfarbe, Religion oder sexuelle Orientierung – gemeinsam und frei leben können.

Dem lateinamerikanischen Flair treu geblieben, ertönt „Schwingen“ in einem modernen Tango und kommt locker-leicht und radiotauglich mit eingängigen Gesangs- und Cellomelodien daher.

Thematisch knüpft der Titel an den Antagonisten aus „Diamant“ an, dem der Protagonist federleicht entschlüpft und sich aus dessen Händen befreit.

In „Das Monster in mir“ präsentieren sich Incantatem musikalisch so düster wie nie: Fette Kopfnicker-Riffs, dunkle Cellolines, musikalisch-dramaturgische Synth-Einwürfe und ein überraschender Dubstep-Breakdown untermauern den Nervenkitzel um die Storyline, die die Band bewusst offen für Interpretationsspielräume lässt. Im Dezember 2020 erschien das Musikvideo dazu auf YouTube.

„Es hetzt mich die Meute, nur weil ich anders bin. Sie Jäger, ich Beute – wo soll ich hin?“, fragt sich Sänger Malte im Track „Wie Feuer“ und spricht sich im Verlauf dieser Hetzjagd kämpferisch Mut zu.
In „Zeichen“ rechnen Incantatem mit der Wohlstands- und Wegwerfgesellschaft rund um die Klimakrise in einer durchgängigen Uptempo-Nummer mit treibendem Doublebass ab, die geneigte Hörer:innen thematisch und musikalisch nicht zur Ruhe und außer Atem kommen lässt. „Wir müssen lernen und uns eingesteh’n, es muss jetzt dringend was passier’n“ – ein Fingerzeig, ein Aufbegehren; es könnte noch nicht zu spät sein und wir tragen alle eine Verantwortung.

Afghanistan, Irak, Iran, Afrika… und in vielen weiteren Gebieten werden Kindersoldaten rekrutiert, ausgebildet und in den Krieg geschickt. Incantatem zeichnet in „Kinder des Krieges“ ein grausames Bild, gibt den gefallenen Kindern ein Gesicht und stellt ihre Peiniger an den Pranger. Der Song marschiert im Gleichschritt mit donnernder Präzision, im Refrain spielt das Cello eine Version des kindlichen Schlafliedes „Der Mond ist aufgegangen“. Hoffnung gibt jetzt nur noch der Kinderchor am Ende: „Wir sind die Kinder des Krieges, doch wir stehen wieder auf!“

Biographisch und verletzlich wie nie erzählt „Das letzte Bild“ aus dem Leben eines Kindes, das jahrelange häusliche Gewalt durchlitt und sich erst durch den plötzlichen Tod des Vaters befreien konnte. Musikalische Unterstützung erhielten Incantatem in Form von emotionalen Shoutings durch Daniel „Barry“ Brach, Sänger der Band Kraftakt. Das Cello ist im gesamten Song -außer im C-Part – eher spärlich eingesetzt; der Text steht im Vordergrund und wird von treibenden Riffs und Drums untermalt.

Trost“ ist die einzige Ballade auf „Katharsis“ und baut sich im Verlauf erst auf. So sind zu Beginn ausschließlich Klavier, Harfe und Gesang zu hören. Erst nach und nach fügen sich Cello, Synths, leichte percussive Drums und deutlich später die E-Gitarre in die traurige Geschichte um den Tod eines geliebten Menschen ein.

Ehrlich, druckvoll, anklagend und aufzeigend – mit einem Spagat zwischen modernem, peitschendem Metal und filigranen Klängen von Cello, Dudelsäcken und Flöten aus längst vergangener Zeit setzen sich Incantatem u.a. mit Themen wie Euthanasie, Religion und sozialer Missstände, aber auch mit der Liebe, Lust und Zusammenhalt auseinander. Zu eigens geschriebenen Songtexten und Melodien reihen sich auch Traditionals und lyrische Werke unterschiedlicher Epochen ins musikalische Repertoire. Die Jungs und Mädels legen Wert auf Vielfalt und möchten sich selbst keine Grenzen setzen – ins Herz soll es treffen, zum Nachdenken anregen, motivieren und gleichermaßen niederschmettern.